Hinter der Grenze
M. wohnt hinter der Grenze.
Nicht weit von mir entfernt,
aber doch hinter der Grenze.
Dort sind die Straßen holpriger,
die Bäume knorriger
und selbst der Himmel
ist von einem beunruhigenden Blau.
M. wohnt gleich hinter der Grenze,
hin und wieder besuche ich ihn.
Er lässt uns dann einen Tee servieren,
der bitter schmeckt.
Wir sitzen da und schweigen.
Von Zeit zu Zeit legt er seine Hand in meine.
Sein Blick verliert sich
in einer unbestimmten Ferne.
Ich stelle mir gern vor,
dass er in Richtung Grenze schaut,
aber wer vermag das zu sagen.
Wenn dann die Schokoladentorte kommt,
hat M. längst vergessen,
dass er sie vor kurzem voller Vorfreude bestellt hat.
Er lässt sie unberührt stehen.
Damit niemand Anstoß nimmt,
esse ich immer beide Stücke.
So sitzen wir dann
und lauschen
dem schrillen Gesang der Vögel,
die hier brüten,
lassen uns
von den bizarren Blüten
der wilden Orchideen verzaubern
oder wiegen uns mit dem Wind,
der über die spitzen Wipfel der Bäume streicht.
Nach einer Weile löst M. seine Hand,
sein Blick springt hinter ihn zurück,
er schlägt den Kragen hoch
und knöpft die Jacke zu.
Dann wird es Zeit für mich,
den Heimweg anzutreten.